Özil's Leiden in Deutschland
Mesut Özil: 1988 in Deutschland geboren, sein Vater als 2-jähriger mit seinem Großvater in den 1960 ziger nach Deutschland gekommen. Von den heute 29 Lebensjahren hatte er die ersten 22 Jahre seinen Lebensmittelpunkt in Deutschland. Das macht deutlich, wie der 1988 geboren Mesut Özil mit der Türkei wie er sagt „verwurzelt“ ist.
Um Kritik vorzubeugen und was die wenigsten wissen: Die Türken, die wie Özil`s Großvater kamen nicht wegen des deutschen Wirtschaftswunders. Grund war viel mehr, dass die USA im kalten Krieg einen militärischen Stützpunkt in der Türkei brauchten. Die USA haben deshalb auf Deutschland Druck ausgeübt und „ersucht“, Türken einreisen zu lassen. Diese sollten, wie vorher auch Italiener, eine gewisse Zeit bleiben dürfen, um dann wieder im eigenen Land für dem Fortschritt zu sorgen.
Mesut Özil hatte in Deutschland das Glück und die Möglichkeiten, dass sein fußballerisches Talent entdeckt und bis zur Profikarriere gefördert wurde. Um weiterzukommen musste er sich entscheiden zwischen der durch nationale Herkunft erworbenen türkischen und der durch Geburt und Lebensmittelpunkt erworbenen deutschen Staatsbürgerschaft. Mesut Özil entscheidet sich für Deutschland, legt 2007 seine türkische Staatsbürgerschaft ab und spielt in der deutschen Nationalmannschaft als Deutscher. Er klettert die Karriereleiter nach oben und verdiente Millionen €. Er verließ Deutschland um in Spanien und dann in England mehr Geld verdienen zu können. 2014 wird er mit Deutschland Weltmeister und ist begeisterter Deutscher.
Nachdem Recep Tayyip Erdogan bereits in Deutschland für sein Referendum Wahlkampf betrieben hat unter den Türkischen Mitbürgern, lässt sich Mesut Özil kurz vor dem Wahltermin in der Türkei und vor der Fußballweltmeisterschaft in Rußland mit Ihm fotografieren und überreicht sein Trikot. Er bezeichnet Erdogan als seinen Präsidenten. Deutschland ist empört, Erdogan freut`s angesichts der Wahlkampfhilfe deutscher Türken. Nach Meinung Mesut Özil war es kein politisches Bild. Es ging um Fußball.
Drehen wir den Spieß mal um. Angenommen Mesut Özil hätte mit türkischer Staatsbürgerschaft als Nationalspieler der Türkei dieses Foto mit Angela Merkel kurz vor der Bundestagswahl 2017 „aus Respekt vor dem Amt der Bundeskanzlerin“ mit „seiner Bundeskanzlerin“ gemacht und es wäre ja nur um Fußball gegangen. Erdogan wäre im Dreieck gesprungen, hätte Özil wahrscheinlich als Vaterlandsverräter bezeichnet, ganz bestimmt aber Konsequenzen folgen lassen. Auf jeden Fall hätte Mesut Özil nicht mehr für die türkische Nationalmannschaft gespielt, denn er hätte seine türkische Staatsbürgerschaft entehrt. Kein Bild in solch einem Kontext ist unpolitisch. Soviel staatsbürgerliches Wissen kann und muss ein Sportler auch in seiner Vorbildfunktion haben.
Zurück zum Ist-Fall: Mesut Özil nimmt die Kritik an seinem Verhalten nicht an, schweigt wochenlang und wirft dann trotzig wie ein Kind seinen Nationalmannschaftsjob hin und holt mit dem Totschlagargument Rassismus zum großen Rundumaschlag aus, ohne seine Rolle in dem Spiel zu reflektieren. Wie unreif und kindisch!
Spätestens, als Erdogan sein Verhalten lobt und ihm „die Augen küssen möchte“ ob seiner Standhaftigkeit den rassistischen Deutschen gegenüber, hätte ihm ein Licht aufgehen müssen. Ein Präsident der Tausende unbequeme, kritische Menschen entlässt, einsperrt und die Meinungsfreiheit mit Füßen tritt, ist sein Vorbild. Das kann nicht richtig sein.
Wer aus der DDR, dem undemokratischen Teil Deutschlands kommt, der steht Äußerungen von Politiker von Haus aus kritisch gegenüber und hinterfragt diese. Analogien zu diesem Fall sind nicht zu übersehen. Die „Genossen“ in der ehemaligen DDR haben auch ihre Auffassung zur Wahrheit aller machen wollen. Auch heute verdrehen Berufspolitiker wieder die Realität zu Ihren Gunsten. Sie interpretieren in den Fall Özil fremdenfeindliches Verhalten der Verantwortlichen, springen auf den Zug auf, um sich ins rechte Licht zu rücken. Wo bleibt der gesunde Menschenverstand für die sachliche Betrachtung des Sachverhaltes und für das Wesentliche?
- Wer sich als Deutscher zu „seinem türkischen Präsidenten“ hingezogen fühlt, soll für die Türkei Fußball spielen und nicht mehr für Deutschland.
- Diese Konsequenz hätten die Verantwortlichen (Bundestrainer, DFB) schon vor der WM in Rußland ziehen müssen.
- Der Bundespräsident sollte der Letzte sein, der in dieser Angelegenheit „Vermittler“ spielt.
- Es ist falsch und gefährlich, mittlerweile jede kritische Äußerung gegenüber Menschen mit Migrationshintergrund mit dem Vorwurf von Rassismus zu belegen. Mesut Özil macht selbst davon Gebrauch.
- Das Ausschneiden der Deutschen Nationalmannschaft bei der WM ist zu allererst auf das Versagen der gesamten Mannschaft zurückzuführen. Verantwortung dafür trägt der Bundestrainer mit seinem Stab.
- Es ist falsch, den Bundestrainer mit seinem Stab ohne externen Sachverstandes mit der Analyse zum Ausscheiden bei der WM zu beauftragen.
- Keinesfalls sollten sich Politiker dazu hinreißen lassen ein derartig widriges Verhalten von Herrn Özil als fremdenfeindlichen Akt darzustellen. Sie können sich doch selbst gerne neben Erdogan stellen und als Sympathisanten bekennen. Dann wäre es aber schnell mit ihrer politischen Kariere in Deutschland zu Ende.
Gera, 23.07.2018
Dr.-Ing. Ulrich Porst