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Aktuelles

6. Folge – Primärenergieverteilung in Deutschland

Klimawandel durch Treibhausgase – Menschen gemacht?

6. Folge - Primärenergieverteilung in Deutschland

In der 3. Folge wurde bereits das Thema Wärmepumpe aus Sicht des CO2 – Fußabdruckes dargestellt. Hier nun wird dies aus Sicht der Elektroenergieerzeugung, dem Transport und deren Verteilung näher beleuchtet. Ebenso soll aufgezeigt werden, dass die Elektroenergie bei dem jetzt vorhandenen Energiemix in der Erzeugung nicht der Weisheit letzte Schluss ist. Die Zahlenübersicht:

Struktur und Entwicklung des Primärenergieverbrauches in Deutschland

2011 2021
Mrd. kWh gesamt 911 999
davon
Industrie inkl. Kraftwerke 36% 37%
Haushalte inkl. Wohnungsgesellschaften 29% 31%
Gewerbe, Handel, Dienstleistungen 13% 13%
Stromversorgung, BHKW 14% 12%
Fernwärme und Kälteversorgung 8% 7%
Verkehr 0,2% 0,2%

Hierbei ist zu beachten, dass es nicht um den CO2 Ausstoß geht, sondern um den Verbrauch an erzeugter Elektroenergie in den einzelnen Sektoren. Man beachte dabei den ausgewiesenen Anteil von 0,2% beim Verkehr (E-Auto, E – Bikes, Zug, Straßenbahn, usw.). inwieweit dies realistisch ist, wäre aus meiner Sicht zu hinterfragen. Festzustellen bleibt, dass der Primärenergieverbrauch in Deutschland in den letzten 10 Jahren um ca. 10% gestiegen ist. Inwieweit dies mit dem Anstieg der Bevölkerung und/oder mit dem Wirtschaftswachstum im Zusammenhang steht, kann aus der Statistik nicht erkannt werden und wird explizite auch nicht ausgewiesen.

1. Feststellung: 

Es gibt keine zahlenmäßige Prognose für den künftigen Primärenergiebedarf. 

Nach den gegenwärtig vorgegebenen politischen Zielen sollen die zukünftigen Strommengen um ein Vielfaches steigen. Die hierzu notwendigen Investitionen in Anlagen, Netze und Verteilerstationen, die die Grundlage für den politischen Wunsch sind, stehen in Größenordnungen allerdings noch aus. 

Dazu kommt, dass allein mit Strom aus Wind, Wasser und Sonne sich dieser Mehrbedarf, nach dem jetzigen Stand der Technik, zur Abdeckung der Grundlast nicht ausreicht. Demzufolge sind neue Anlagen zur Energieerzeugung zu errichten bzw. vorhandene zu erweitern. Hier bleibt die Frage: Welche Energieträger werden in welchem Umfang zum Einsatz kommen (fossile Brennstoffe, Kernenergie, Wasserstoff, Biogas oder die Abfallverbrennung)? Eine belastbare wissenschaftliche Antwort steht aus und wird es wohl auch in absehbarer Zeit nicht geben.

2. Feststellung: 

Der Steuerzahler und die deutschen Unternehmen werden finanziell und materiell nicht in der Lage sein, die Stromerzeugung, den -transport, die -verteilung und die Herstellung von Anlagen (z.B. Wärmepumpen, E-Autos usw.) bis zum Jahr 2030 nach den politisch aufgemachten Forderungen realisieren zu können. 

Wären wir in der Lage, diese auf uns zukommenden notwendigen Mengen an Strom zu erzeugen oder einzuführen, werden größer zu dimensionierende Stromnetze für den „Ferntransport“ als auch für die Vorort – Verteilung notwendig. Ist Ihnen der dafür erforderliche finanzielle und materielle Aufwand bekannt bzw. öffentlich verfügbar? Ich habe nichts dergleichen recherchieren können.

Gleiches trifft auf die Unterverteilung in den Kommunen zu. Ich stelle mir die vielen Straßen und Wege vor, die aufgeschachtet werden müssen, um größer dimensionierte Elektrokabel verlegen zu können. Auch hierfür ist ihnen der dafür erforderliche finanzielle und materielle Aufwand sicher nicht bekannt? Ich habe auch keine Zahlen recherchieren können. Da aber all diese Aufwendungen direkt bzw. indirekt der Steuerzahler ausgleichen muss, sollte er schon wissen was auf ihm zukommt.

3. Feststellung: 

Wärmepumpen in privaten Haushalten bedeutet auch Investitionen z.B. in Solar und Photovoltaikanlagen sowie Isolierungsmaßnahmen an den Gebäuden.

Zu den Anschaffungskosten im Vergleich von Öl/Gas-Heizungen zu Wärmepumpen wurden in der 3. Folge bereits Aussagen getroffen. Hinzu kommen Energie – und Unterhaltungskosten der Heizungsanlagen. Die Unterhaltungskosten liegen bei beiden Heizungssystemen nahezu gleich. Deshalb erübrigt sich ein Vergleich. Hier die Zahlen zu den Energiekosten.

Bei einem durchschnittlichen Einfamilienhaus ist bei einer Wärmepumpen-Heizung von einem durchschnittlichen Stromverbrauch, ohne Kühlung im Sommer, von ca. 10.000 kWh pro Jahr auszugehen. Somit ergeben sich bei einem Strompreis von 0,35 € pro kWh, Energiekosten von 3.500 € pro Jahr. Übrigens, deutschlandweit liegt der durchschnittliche Strompreis derzeit bei 0,445 €/kWh, Tendenz wohl eher steigend.

Hier im Vergleich dazu, die Ölheizung bei gleichen Rahmenbedingungen. Aus der Statistik von 10 Jahren (2011 bis 2021) ergibt sich ein Durchschnittsverbrauch von ca. 3.000 l Heizöl pro Jahr. Die dafür anzusetzenden Kosten lagen im Durchschnitt bei 2.500 € pro Jahr. Die Frage nach der Wirtschaftlichkeit muss hierbei außer Acht gelassen werden, denn die Rettung des Klimas kostet nun mal viel Geld. Also ihr Geld.

Für die, die nur das CO2 im Blick haben, hier Stichpunkte zum Nachdenken: 

  • Noch erfolgt die Stromerzeugung überwiegend mit fossilen Brennstoffen (2022 mit 55%), sodass der Einsatz von Strom auch einen CO2 – Abdruck hat.
  • Der Einsatz neuen Technologien ergibt in der Produktion der notwendigen „Einheiten“ (z.B. E-Auto, E-Fahrrad, Wärmepumpe, usw.) einen höherem CO2 – Fußabdruck, als bei den jetzt eingesetzten „Einheiten“.
  • Erforderliche Gebäudeisolierungen inkl. Vor – und Nachteilen (Lüftungsthematik, Raumklima) führen zu einem höheren CO2-Fußabdruck.

Eine Berechnung der CO2 Einsparung durch die Umrüstung von Öl/Gas -Heizungen auf Wärmepumpe in deren 25 Jahren Nutzungsdauer war in den wissenschaftlichen Unterlagen derzeit nicht zu finden. Sicher ist nur, dass diese Umstellung zu erhöhtem Stromverbrauch und höheren Kosten führen wird.

Abschließend auch hier Anregungen zum Nachdenken:

  • Wie werden die benötigten Strommengen, mit welchen Energieträgern und in welcher Netzstruktur für die Umstellung auf Wärmepumpen-Heizungen gewährleistet? 
  • Wie wird die Umstellung von Verbrennungsantrieben auf Elektroantriebe im kompletten Verkehrsbereich mit Flugzeugen, Schiffen, Bussen, Lkw u. Pkw inkl. Netzstruktur für Ladestationen gewährleistet? 
  • Wie und wo werden Millionen von Fahrzeugen sowohl im Wohnbereich und Arbeitsbereich als auch im Fernverkehr effizient und schnell geladen werden können. Interessante Aufgabe.
  • Wie soll dies in kürzester Zeit realisiert und finanziert werden? Letzten Endes zahlt mit Sicherheit das alles der Steuerzahler. 
  • Das eigene Fahrzeug, was jetzt als notwendiges Fortbewegungsmittel dient, wird künftig wohl zum Luxusgegenstand und ist nur noch für einen ausgewählten Kreis erschwinglich. Zur Not kann jeder wieder auf Kutsche mit einem PS (Pferdestärke) umsteigen.

Gera, 27.11.2023
Dr.-Ing. Ulrich Porst