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Allgemein

5. Folge – Energieverbrauch in Deutschland

Klimawandel durch Treibhausgase – Menschen gemacht?

5. Folge - Energieverbrauch in Deutschland

Der CO2 – Ausstoß lässt sich über den Energieverbrauch der unterschiedlichen Sektoren und Bereiche und nach den verschiedenen Energieträgern berechnen. In Europa hat sich der CO2 – Ausstoß von 1990 bis 2021 um ca. 25 % reduziert (siehe 1. Folge). In Deutschland lag die Reduzierung im gleichen Zeitraum bei 39 % (siehe 2. Folge) und das trotz gestiegener Produktivität und Bevölkerungswachstum. Die Ursachen hierfür lagen u.a. 

  • In technologisch verbesserten Produktionsprozessen z.B. in der Industrie und bei der Produktion von Kfz – Antriebssystemen
  • da wo ein Energieträger – Wechsel möglich war (z.B. von Kohle auf Gas) 
  • in der verstärkten Erzeugung klimaneutraler Energieträger wie Biogas, Wind, Sonne usw.

Ersichtlich wird dies auch in der veränderten Verteilungsstruktur der jeweiligen Energieträger von 1990 bis 2021. 

Strukturveränderung der Energieträger in Deutschland
1990 2021 2022
Anteil Anteil Anteil
fossile Energieträger   87.7% 76,5% 79,0%
davon:
> Mineral – und Heizöl   35,3% 31,9% 35,0%
> Erdgas  15,1% 26,7% 24,0%
> Braunkohle  21,7% 9,3% 10,0%
> Steinkohle   15,6% 8,6% 10,0%
Kernenergie  11,0% 6,1% 3,0%
erneuerbare Energie 1,3% 16,1% 17,2%
Sonstige einschließlich Stromaustauschsaldo  0,0% 1,3% 0,8%
Gesamt 100,0% 100,0% 100,0%

Das Jahr 2022 wurde zusätzlich ausgewählt, da aufgrund der Sanktionspolitik gegenüber Russland seit dem Ukrainekrieg auf die Lieferung von preiswertem Öl und Gas bewusst verzichtet wurde und wird. Daher die Erhöhung des Anteils fossiler Energieträger im Jahr 2022 von 77% auf 79%. Ebenso wurde auf die volle Nutzung der Kernenergie verzichtet. Obwohl die Kernenergie EU-weit als klimaneutraler Energieträger in der bisherigen Mengenbilanz ausgewiesen wird, erfolgte eine Reduzierung um mehr als 50% auf Grund politischer Einflussnahme.

1. Feststellung: 

Von 1990 bis 2021 wurde die Nutzung fossiler Energieträger um mehr als 10% zu Gunsten der erneuerbaren Energien gesenkt. 

In den letzten 30 Jahren ist der Anteil erneuerbaren Energie ohne größere wirtschaftliche Einschnitte um mehr als das 10-fache gestiegen. Es wird daher zwangsläufig noch einige Zeit dauern, um diesen Prozess „wirtschaftsneutral“ voranzutreiben. 

2. Feststellung:

Der Anteil erneuerbarer Energieträger ist sowohl absolut als auch im Vergleich zu anderen Energieträgern gestiegen und lag 2021 bei einem Anteil von 16,1%. 

Je nach Erhebungsansatz wird dabei der Begriff „erneuerbare Energie“ jedoch sehr unterschiedlich definiert. Die EU-Kommission definiert auch Kernenergie und die Abfallverbrennung als „erneuerbare Energieträger“. Damit wäre der Prozentanteil an „erneuerbarer Energie“ auch in Deutschland höher als der jetzt ausgewiesene.

3. Feststellung:

Allein mit „erneuerbaren Energieträgern“ sind die deutsche Wirtschaft und die Bevölkerung nicht sicher zu versorgen.

Der 100% Ersatz fossiler Energieträger ist nach jetzigem Stand der Technik nicht möglich. Das zeigen die Zahlen der letzten 30 Jahre. Hier ist sowohl die geografische Lage Deutschlands zu beachten als auch der Wirtschaftsstandort Deutschlands als Industrienation. Sicher sind auch Agrarländer wichtig. Allerdings kann ich mir Deutschland als Agrarland in Europa schlecht vorstellen. 

4. Feststellung:

Das in Deutschland nur mit Wind, Wasser und Sonne die notwendige Grundlast in den Energienetzen gewährleistet werden kann, ist wissenschaftlich belegt, nicht möglich.

Gegenwärtig wird nach Hochrechnungen bei der Stromerzeugung von einem Anteil erneuerbaren Energieträgern von ca. 45% beim gesamten Energiemix ausgegangen. Darin sind auch bereits Speicherkapazitäten von Wind, Wasser und Sonne enthalten. 

Ein Hinweis: Diese gewonnene Energie steht nur diskontinuierlich zur Verfügung. Somit werden wir also auf längere Zeit weitere Energiequellen nutzen müssen, um eine kontinuierliche Versorgung sichern zu können. Erst wenn wir in der Lage sind die komplette Grundlast unserer Energienetze kontinuierlich mittels neuer Technologien und Systemen absichern zu können, kann davon geträumt werden, auf fossile Energieträger zu verzichten.

Nicht zu vergessen ist die Tatsache, dass sich die Weltbevölkerung in den letzten vier Jahrzehnten fast verdoppelt hat und sich damit der weltweite Energieverbrauch ebenfalls.  Elektroenergie wird überwiegend aus fossilen Brennstoffen in Deutschland hergestellt. Erst wenn sich dies ändert, macht der Schrei nach Elektroenergieeinsatz für Elektroantriebe und Wärmepumpen Sinn. 

Abschließend erste Thesen und Fragen als Anregung zum Nachdenken:

  • Die Angemessenheit von politisch motivierten Sanktionen gegen Russland sollte auf den Prüfstand, vor allem wenn sie wirtschaftlich nur Deutschland selbst und der eigenen Wirtschaft schaden. 
  • Diese Sanktionen haben nachweislich zu einer extremen Inflationsrate geführt, die die Bevölkerung finanziell an die Belastungsgrenze bringt.
  • Sinnvoll wäre der volle Einsatz an möglicher Kernenergie gewesen, anstatt den Einsatz von fossilen Brennstoffen durch weltweiten Kostenintensiven Import zu erhöhen.
  • Wie erklärt man ohne Doppelmoral die Einfuhr von Atomstrom aus Kernkraftwerken der Nachbarländer bei gleichzeitiger Abschaltung der sichereren eigenen Kernkraftwerke?
  • Was kostet es uns, unseren nicht speicherbaren punktuell überschüssigen Strom aus erneuerbaren Energien in das „EU – Netz“ einspeisen zu dürfen und wie teuer wird es uns bei steigender Einspeisung?
  • Wer glaubt, nur grünen Strom aus den öffentlichen Netzen beziehen zu können, muss wissen, dass ca. 55% des Stroms weiter mit fossilen Brennstoffen erzeugt wird und durch die gleichen Netze fließt. 
  • Wer damit wirbt, nur grünen Strom zu beziehen ist unglaubwürdig, wenn er diesen nicht selbst herstellt. Vielleicht entscheidet das die grüne Farbe der Steckdose.

Gera, 15.11.2023
Dr.-Ing. Ulrich Porst